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9.4. Administrations-Schnittstellen

Eine grafische Schnittstelle für die Administration zu benutzen, ist unter verschiedenen Umständen interessant. Ein Administrator kennt nicht unbedingt alle Konfigurationseinzelheiten für alle seine Dienste, und er hat nicht immer Zeit, sich auf die Suche nach der Dokumentation für ein Thema zu machen. Eine grafische Schnittstelle für die Administration kann daher die Bereitstellung eines neuen Dienstes beschleunigen. Sie kann auch die Einrichtung von Diensten vereinfachen, die schwierig zu konfigurieren sind.
Eine derartige Schnittstelle ist nur eine Hilfe und kein Selbstzweck. Auf jeden Fall muss der Administrator ihr Verhalten beherrschen, um mögliche Probleme verstehen und umgehen zu können.
Da keine Schnittstelle vollkommen ist, könnten Sie versucht sein, verschiedene Lösungen auszuprobieren. Dies sollte jedoch möglichst vermieden werden, da verschiedene Programme manchmal in ihren Funktionsweisen zueinander inkompatibel sind. Selbst wenn sie alle darauf abzielen, sehr flexibel zu sein und versuchen, die Konfigurationsdatei als ihren einzigen Bezugspunkt zu verwenden, sind sie nicht immer in der Lage, auch externe Veränderungen einzubeziehen.

9.4.1. Über eine Webschnittstelle administrieren: webmin

Dies ist ohne Zweifel eine der erfolgreichsten Administrations-Schnittstellen. Es ist ein modulares System, das mittels eines Webbrowsers bedient wird und ein weites Spektrum an Bereichen und Werkzeugen abdeckt. Darüber hinaus ist es internationalisiert und in vielen Sprachen verfügbar.
Leider ist webmin nicht mehr in Debian enthalten. Sein Debian-Betreuer - Jaldhar H. Vyas - hat die Pakete, die er erstellt hatte, entfernt, da er nicht mehr die erforderliche Zeit hatte, um sie auf einem akzeptablen Qualitätsniveau zu halten. Kein anderer hat die Aufgabe offiziell übernommen, daher enthält Jessie das Paket webmin nicht.
Auf der Webseite webmin.com wird jedoch ein inoffizielles Paket verteilt. Im Gegensatz zu den originalen Debian Paketen, ist dieses Paket monolithisch; alle seine Konfigurationsmodule werden standardmäßig installiert und aktiviert, selbst wenn der dazugehörige Dienst auf dem Rechner nicht installiert ist.
Webmin wird durch eine Webschnittstelle bedient, es erfordert aber nicht die Installation von Apache. Im Grunde hat diese Software ihren eigenen integrierten Mini-Webserver. Dieser Server wartet an Port 10000 auf Anfragen und nimmt sichere HTTP-Verbindungen an.
Die mitgelieferten Module decken eine große Vielfalt von Diensten ab, unter anderem:
  • alle Basisdienste: Anlegen von Benutzern und Gruppen, Verwaltung von crontab-Dateien, Init-Skripten, Betrachtung von Protokolldateien usw.
  • bind: Konfiguration eines DNS-Servers (Namensdienst);
  • postfix: Konfiguration eines SMTP-Servers (E-Mail);
  • inetd: Konfiguration des Superservers inetd;
  • quota: Verwaltung der Benutzer-Quota;
  • dhcpd: Konfiguration eines DHCP-Servers;
  • proftpd: Konfiguration eines FTP-Servers;
  • samba: Konfiguration eines Samba-Dateiservers;
  • software: Installierung und Entfernung von Software aus Debian-Paketen und Systemaktualisierungen.
Die Administrations-Schnittstelle ist in einem Webbrowser über die Adresse https://localhost:10000 zu erreichen. Vorsicht! Nicht alle Module sind unmittelbar nutzbar. Manchmal müssen sie durch die Angabe der Speicherorte der jeweiligen Konfigurationsdateien und einiger ausführbarer Dateien (Programme) konfiguriert werden. Häufig wird das System Sie freundlich hierauf hinweisen, wenn es ihm nicht gelingt, ein gewünschtes Modul zu aktivieren.

9.4.2. Pakete konfigurieren: debconf

Viele Pakete werden, durch das Stellen einiger Fragen durch Debconf bei der Installation, automatisch konfiguriert. Diese Pakete können mit dem Befehl dpkg-reconfigure paket neu konfiguriert werden.
In den meisten Fällen sind diese Einstellungen sehr einfach; es werden nur einige wichtige Variablen in der Konfigurationsdatei geändert. Diese Variablen sind häufig zwischen zwei „Begrenzungszeilen“ gruppiert, so dass eine Neukonfiguration des Pakets nur Einfluss auf den eingeschlossenen Bereich hat. In anderen Fällen wird eine Neukonfiguration nichts ändern, falls das Skript eine manuelle Änderung der Konfigurationsdatei entdeckt, um so diese menschlichen Eingriffe zu bewahren (da das Skript nicht sicherstellen kann, dass seine eigenen Veränderungen nicht die vorhandenen Einstellungen stören würden).